Ransomware-Angriffe sind eine der größten Bedrohungen für Unternehmen weltweit. Laut dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) haben sich die Angriffe in den letzten Jahren vervielfacht, und ERP-Systeme sind dabei ein besonders attraktives Ziel. Warum? Weil sie das Herzstück eines Unternehmens sind – sie verwalten Finanzdaten, Kundendaten, Lieferketten und mehr. Ein erfolgreicher Ransomware-Angriff kann nicht nur zu Datenverlusten führen, sondern auch den gesamten Geschäftsbetrieb lahmlegen. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie Ihr ERP-System – beispielsweise Odoo – vor Ransomware schützen und im Ernstfall richtig reagieren.


Warum ERP-Systeme im Visier von Ransomware-Angriffen stehen

ERP-Systeme sind für Cyberkriminelle aus mehreren Gründen ein lohnendes Ziel:

  1. Zentrale Datenhaltung: ERP-Systeme speichern hochsensible Daten wie Finanztransaktionen, Kundendaten und Produktionsgeheimnisse.
  2. Kritische Infrastruktur: Ein erfolgreicher Angriff kann den gesamten Geschäftsbetrieb lahmlegen – und das macht Unternehmen erpressbar.
  3. Komplexität: Viele ERP-Systeme sind komplex und werden nicht regelmäßig aktualisiert, was sie anfällig für Angriffe macht.

Ein Beispiel: Im Jahr 2021 legte ein Ransomware-Angriff auf das ERP-System eines deutschen Automobilzulieferers die Produktion für mehrere Tage still. Die Folge: Millionenverluste und ein massiver Imageschaden .


Wie Ransomware-Angriffe ablaufen

Ransomware ist eine Form von Schadsoftware, die Daten verschlüsselt und Lösegeld für die Entschlüsselung fordert. Die Angriffe laufen oft nach folgendem Muster ab:

  1. Infiltration: Die Schadsoftware gelangt über Phishing-E-Mails, unsichere Passwörter oder veraltete Software ins System.
  2. Verschlüsselung: Die Ransomware verschlüsselt Daten und macht sie unzugänglich.
  3. Erpressung: Die Angreifer fordern Lösegeld, oft in Kryptowährungen wie Bitcoin.

Ein bekanntes Beispiel ist die Ransomware WannaCry, die 2017 weltweit Hunderttausende von Systemen infizierte – darunter auch ERP-Systeme.


Schutzmaßnahmen: So schützen Sie Ihr ERP-System

1. Regelmäßige Updates und Patches

Veraltete Software ist eine der häufigsten Einfallstore für Ransomware. Stellen Sie sicher, dass Ihr ERP-System – beispielsweise Odoo – immer auf dem neuesten Stand ist. Odoo bietet regelmäßige Sicherheitsupdates, die bekannte Schwachstellen schließen.

2. Starke Zugriffskontrollen

  • Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA): Aktivieren Sie 2FA für alle Benutzerkonten, um unbefugte Anmeldungen zu verhindern.
  • Role-Based Access Control (RBAC): Gewähren Sie nur den notwendigen Zugriff. In Odoo können Sie Berechtigungen granular verwalten – z. B. nur der Finanzabteilung Zugriff auf Buchhaltungsdaten gewähren.

3. Datenverschlüsselung

Verschlüsseln Sie sowohl Daten in Transit als auch Daten at Rest. Odoo setzt hier auf AES-256-Verschlüsselung für Datenbanken und Backups – eine Best Practice, die viele Unternehmen jedoch nicht konsequent umsetzen.

4. Regelmäßige Backups

Backups sind Ihre letzte Verteidigungslinie gegen Ransomware. Stellen Sie sicher, dass:

  • Backups regelmäßig und automatisch durchgeführt werden.
  • Backups an einem sicheren Ort gespeichert werden – idealerweise offline oder in der Cloud.
  • Backups regelmäßig getestet werden, um sicherzustellen, dass sie im Ernstfall funktionieren.

5. Mitarbeitersensibilisierung

Rund 70 % aller Sicherheitsvorfälle auf menschliches Versagen zurückzuführen. Schulungen zu Themen wie Phishing-Erkennung oder sicherer Homeoffice-Nutzung sind unverzichtbar.

6. Netzwerksegmentierung

Teilen Sie Ihr Netzwerk in verschiedene Zonen auf, um die Ausbreitung von Ransomware zu verhindern. Beispielsweise sollten ERP-Systeme wie Odoo in einem separaten Netzwerksegment betrieben werden.


Im Ernstfall: So reagieren Sie richtig

Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen kann es zu einem Ransomware-Angriff kommen. Oft ist hier die Schwachstelle der Mensch, indem ein Phishing-Angriff erfolgreich ist. Hier sind die Schritte, die Sie im Ernstfall unternehmen sollten:

1. Isolieren Sie das betroffene System

Trennen Sie das infizierte System sofort vom Netzwerk, um die Ausbreitung der Schadsoftware zu verhindern.

2. Informieren Sie die Behörden

Melden Sie den Vorfall der zuständigen Behörde – in Deutschland ist dies das BSI.

3. Analysieren Sie den Angriff

Identifizieren Sie die Art der Ransomware und die betroffenen Systeme. Tools wie Axxessio oder SecurityBridge können hier helfen.

4. Wiederherstellung der Daten

Nutzen Sie Ihre Backups, um die Daten wiederherzustellen. Stellen Sie sicher, dass die Backups nicht ebenfalls infiziert sind.

5. Kommunizieren Sie transparent

Informieren Sie Kunden, Partner und Mitarbeiter über den Vorfall und die getroffenen Maßnahmen. Transparenz stärkt das Vertrauen.


In der Praxis: So schützt sie Odoo vor einem Ransomware-Angriff

Ein Unternehmen welches Odoo als ERP-System nutzt, ist durch verschiedene bereits im Odoo Standard implementierte Maßnahmen gut gegen Ransomware-Angriff geschützt:

  1. Regelmäßige Updates: Odoo wird laufend aktualisiert, um mögliche Schwachstellen zu schließen. Dies macht Odoo so sicher, dass bisher kein erfolgreicher Angriff auf die Kernsysteme bekannt ist.
  2. Starke Zugriffskontrollen: 2FA und RBAC verhinderten unbefugte Zugriffe und sind in Odoo integriert.
  3. Regelmäßige Backups: Tägliche Backups in drei verschiedenen Rechenzentren minimierten das Risiko von Datenverlusten.

Das Ergebnis: Mit Odoo ist ihr System laufend geschützt. Sollte ein Angriff doch erfolgreich sein, könnten Sie Ihr System und den Betrieb innerhalb weniger Stunden wiederherstellen.


Fazit: Proaktiver Schutz ist der Schlüssel

Ransomware-Angriffe sind eine reale Bedrohung für ERP-Systeme wie Odoo. Doch mit den richtigen Schutzmaßnahmen – von regelmäßigen Updates über starke Zugriffskontrollen bis hin zu regelmäßigen Backups – können Sie das Risiko minimieren und im Ernstfall schnell reagieren. Nutzen Sie die Möglichkeiten, die Odoo bietet, und machen Sie Ihr Unternehmen fit für die Herausforderungen der digitalen Welt.

Jens

Dr. Jens Bölscher ist studierter Betriebswirt mit Schwerpunkt Wirtschaftsinformatik. Er promovierte im Jahr 2000 zum Thema Electronic Commerce in der Versicherungswirtschaft und hat zahlreiche Bücher und Fachbeiträge veröffentlicht. Er war langjährig in verschiedenen Positionen tätig, zuletzt 14 Jahre als Geschäftsführer. Seine besonderen Interessen sind Innovationen im IT Bereich.